Zweiter Deutscher Hautkrebs-Patiententag gut besucht
Aufklärung, Prävention, neueste Therapien, Stressbewältigung und Patientenorientierung – das waren nur einige Themen des zweiten deutschlandweiten Hautkrebs-Patiententages in Hamburg.
Nach der positiven Resonanz auf den ersten Hautkrebs-Patiententag letztes Jahr in Berlin lud das Hautkrebs-Netzwerk Deutschland e.V. unter der Schirmherrschaft der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) in die winterliche Hansestadt. In der warmen Atmosphäre der Katholischen Akademie unweit der Alster berichteten ausgewiesene Experten ihres Faches am 12. November 2016 über die wissenschaftlichen Hintergründe, die medizinischen Grundlagen sowie aktuellste Entwicklungen und Forschungsergebnisse zum Thema Hautkrebs.
Und so nahmen am Samstag bis zu 85 interessierte Zuhörer aus ganz Deutschland das offene Angebot in Anspruch, das viel zu bieten hatte. Nach der Eröffnung durch die Vorsitzende des Hautkrebs-Netzwerks Deutschland e. V., Frau Annegret Meyer, reichte das Themenspektrum von der Prävention des Hautkrebses über psychoonkologische Fragen und komplementäre Methoden bis zu den neuesten gezielten und immuntherapeutischen Ansätzen gegen das Maligne Melanom.
Individuelle Therapie – Nebenwirkungen unbedingt melden
Wie auch andere Krebsarten hat das Melanom durch die Entwicklung und Zulassung neuer Therapien etwas von seinem Schrecken eingebüßt. Und die Krebsmedizin wird immer individueller. Neue Ansätze, beispielsweise der Immuntherapie, beinhalten auch die Analyse der individuellen genetischen Veranlagung der Patienten, um dann maßgeschneiderte Wirkstoffe zum Einsatz zu bringen.
Wie der Leiter des Hautkrebszentrums Buxtehude, Dr. Peter Mohr, in seinem Vortrag berichtete, geht die Entwicklung dahin, in Zukunft zwei und mehr Medikamente zu kombinieren, um die bereits beachtlich gestiegenen Überlebenszeiten beim schwarzen Hautkrebs, dem malignen Melanom, noch weiter zu verlängern. Allerdings wird das auch mit stärkeren Nebenwirkungen einher gehen, die deshalb noch besser verstanden werden müssen. Ein wichtiger Rat an die Patienten lautet: Melden Sie alle Nebenwirkungen sofort Ihrem Arzt, damit rasch gehandelt werden kann.
Individuelle Krankheitsverarbeitung bringt Erfolg
Auf der anderen Seite steht die individuelle Verarbeitung der Krebsdiagnose. Wie kommt der Betroffene am besten mit der Bedrohung durch den Krebs zurecht und welche Möglichkeiten hat er selbst, positiv Einfluss auf die Krankheit zu nehmen?
Der Patient wird immer mehr als wichtiger Mitspieler im Heilungsprozess wahrgenommen – wie er dieser Rolle besser gerecht wird, war auch ein Anliegen dieses Patiententags.
Wie der Leiter der Spezialambulanz für Psychoonkologie am UKE, Dr. Frank Schulz-Kindermann erklärte, gelte es zu akzeptieren, dass es nach einer Krebsdiagnose kein „Weiter so“ gibt. Stattdessen brauchen Patienten Unterstützung dabei, ihre ganz individuellen Kraftquellen zu entdecken, um ihr Immunsystem und damit den Heilungsprozess zu unterstützen. Ob Sie Entspannungsübungen, Qi Gong oder ähnliches machen: Es kommt darauf an, die Lebensqualität zu bewahren und sich selbst Gutes zu tun. Die Wirksamkeit einzelner Methoden ist dabei z.T. auch schon wissenschaftlich belegt.
Miteinander sprechen und selbst einordnen
“Was ist Selbsthilfe”? Das schilderte Volker Hodel, Leiter der Selbsthilfegruppe Hautkrebs Freiburg, sehr lebendig in seinem Vortrag. In vielerlei Hinsicht bieten Selbsthilfegruppen persönliche Erfahrungen, Unterstützung und gegenseitigen Informationsaustausch von Betroffenen für Mitpatienten und deren Angehörige. Davon profitiert auch das Arzt-Patientenverhältnis.
Immer mehr sollen sich Patienten auch bei der Forschung und Zulassung zu neuen Verfahren und Medikamenten einbringen. Hilfreich ist, sich jeweils die allgemeinen Rechte des Patienten auf bestmögliche Behandlung und Mitentscheidung hierbei vor Augen zu führen. Dabei ist es auch legitim, die eigenen Empfindungen und Bedürfnisse ernst zu nehmen. Bereits seit 1948 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO das Grundrecht auf Gesundheit weiter definiert: “Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen. (Quelle: WHO). Dazu sind möglichst gut belegte, geprüfte, verständliche Informationen nötig, um die die Patientenvertreter sich immer intensiver bemühen.
Den Betroffenen sei geraten, sich darauf zu besinnen, dass sie es selbst sind, die dies alles am Ende für sich einordnen und bewerten müssen, weil sie ihre ganz persönliche Situation am umfänglichsten kennen. Die Präsentation der Schülerin Julia Gehrhardt, die im Rahmen eines eigenen Projekts eine Vielzahl von Patienten interviewt hatte, bestätigte dies. Auch sie fand, Zugang zu den eigenen Ressourcen zu finden, ist ganz wichtig.
hwb