60.000 Melanome weltweit unerkannt wegen COVID-19?
Eine alarmierende Zahl: Bis zu sechzigtausend Melanome könnten wegen COVID-19 unerkannt geblieben sein. Eine internationale Umfrage der Global Coalition for Melanoma Patient Advocacy ergab, dass bis zu ein Fünftel weniger Melanome während der Covid-19-Pandemie weltweit diagnostiziert wurden. Deshalb ist die Selbstuntersuchung der Haut so wichtig, ob alleine oder mit dem Partner.
Ein Drittel der Untersuchungstermine verpasst, ein Fünftel weniger neu erkannte Melanome
Eine aktuelle Umfrage unter mehr als 700 Dermatolog*innen auf der ganzen Welt hat die schockierenden Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die Versorgung von Melanom-Patient*innen gezeigt. Im Vergleich zu einem normalen Jahr, in dem Hautuntersuchungen bei Patient*innen durchgeführt werden, schätzen Dermatolog*innen, dass ein Fünftel (21 %) der Melanome im Jahr 2020 nicht diagnostiziert worden sein könnte, wobei ein Drittel (33,6 %) der Termine aufgrund der Pandemie verpasst wurde.
Auch die Weltgesundheitsorganisation hat heute gewarnt, dass durch COVID-19 viele Krebserkrankungen unerkannt bleiben. „Für die Europäische Region sind die Auswirkungen der Pandemie auf die Krebsversorgung schlichtweg katastrophal“, sagt Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO-Regionaldirektor für Europa.
Umfrage und Vergleich der Inzidenzraten der WHO
Wenn diese Zahlen zusammen mit den jüngsten Melanom-Inzidenzraten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) betrachtet werden, so muss man befürchten, dass über 60.000 Melanome weltweit und möglicherweise 6500 Melanome hier in Deutschland unerkannt geblieben sind. Verschiedene Lockdowns in den untersuchten Ländern und der Druck auf die Gesundheitssysteme führten dazu, dass global ein geschätztes Drittel der Termine für Hautuntersuchungen nicht wahrgenommen werden. (Zahlen der WHO zum Melanom der Haut: 16-Melanoma-of-skin-fact-sheet.pdf (iarc.fr))
Viele Menschen haben seit dem Frühjahr 2020 wegen Corona Arzttermine ausfallen lassen aus Angst vor einer möglichen Ansteckung in der Praxis oder auf dem Weg dorthin. Das berichtet auch die Barmer anlässlich des Weltkrebstages (https://www.barmer.de/presse/bundeslaender-aktuell/thueringen/krebsvorsorge-drastischer-rueckgang-frueherkennung-corona-278786).
Früherkennung nicht versäumen und Selbstuntersuchung nutzen
Wir raten in jedem Fall dazu, nicht auf die kostenlose Hautkrebs-Früherkennung alle zwei Jahre zu verzichten. Bei auffälligen Hautveränderungen sollten Sie sofort einen zeitnahen Termin beim Hautarzt vereinbaren. Die Gefahr sich mit Corona anzustecken ist überschaubar, das Risiko einen gefährlichen Hautkrebs zu verschleppen ist größer.
„Die Beschränkungen, die während der Corona-Krise notwendig waren, haben in Verbindung mit der Verunsicherung der Menschen dazu geführt, dass ein besorgniserregender Anteil der professionellen Hautuntersuchungen zur Krebsfrüherkennung versäumt wurde. Da sich dieser Trend fortsetzen wird, bis wir alle die Pandemie überstanden haben, ist es sehr wichtig für die Menschen, ihre eigene Haut zusätzlich auf Veränderungen zu untersuchen“, so Anne Wispler vom Vorstand des Hautkrebs-Netzwerks Deutschland. „Im Kampf gegen das Melanom ist die Früherkennung und Behandlung entscheidend. Wir ermutigen daher jeden, sich nur 10 Minuten im Monat Zeit zu nehmen und die Selbstuntersuchung der Haut zu einem Teil seiner regelmäßigen Routine zu machen“.
Infos zur Selbstuntersuchung der Haut
Wie so eine Selbstuntersuchung der Haut richtig gemacht wird, wird hier in diesem Video mit Prof. Ralf Gutzmer von der Uniklinik Hannover sehr gut erklärt.
Durch Anklicken werden Sie zu Youtube weitergeleitet, beachten Sie hierbei die Datenschutzhinweise.
Mehr Infos zur Selbstuntersuchung von der deutschen Krebsgesellschaft: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/basis-informationen-krebs/krebsarten/hautkrebs/frueherkennung.html
Sie können auch eine Handy-App verwenden, die Beurteilung der Aufnahmen durch Fachärt*innen sit jedoch kostenpflchtig. (https://online-hautarzt.net/)
Über die Umfrage zur Hautkrebs-Vorsorge
Die Kurzumfrage wurde im November und Dezember 2020 durchgeführt und erhielt insgesamt 734 Antworten von professionellen Dermatolog*innen aus 36 Ländern. Die Dermatolog*innen wurden gebeten, den Anteil der aufgrund der Pandemie versäumten Hautuntersuchungstermine zu schätzen und den Anteil der nicht diagnostizierten Melanome im Vergleich zu einem normalen Jahr zu schätzen.
Über die Global Coalition for Melanoma Patient Advocacy
Die Global Coalition for Melanoma Patient Advocacy wurde 2014 von der Melanoma Research Foundation als Sprachrohr für Melanompatienten gegründet.
Sie vertritt Organisationen aus 27 verschiedenen Ländern. Sie tritt u.a. ein für:
- Mehr Bewusstsein für die Belange von Melanompatienten
- Patientenfürsorge und besseren Zugang zur Behandlung
- Zusammenarbeit und Vernetzung
awi
Weitere Quellen:
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/bjd.19267
https://www.pressetext.com/news/studie-2020-deutlich-weniger-hautkrebs-diagnostiziert.html