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Mit einer App verdächtige Hautflecken digital überprüfen?

Erstmalig dürfen Hautfachärzte ohne persönlichen Kontakt zum Patienten eine digitale Diagnose bei einem verdächtigen Hautfleck ausstellen. Die Landesärztekammer Baden-Württemberg genehmigte die erste Smartphone-Anwendung, mit der man dem Hautarzt Fotos übermitteln kann.  

Hautkrebs erkennen mit einer App

Foto: Titus Brinker

Erstmals ist es Hautfachärzten aus Deutschland damit erlaubt, Patienten ohne einen ersten persönlichen Kontakt digital zu befunden. Ist diese Teledermatologie-App eine Möglichkeit, das Problem des Fachärztemangels und der zum Teil monatelangen Wartezeit auf einen Termin beim Dermatologen zu lösen? Das werden wir Patienten bestimmt in nächster Zeit heiß diskutieren und auch ausprobieren.

In der Pressemitteilung wird argumentiert, dass Patienten das Bedürfnis nach einer Vorabeinschätzung hätten, wie dringend die entdeckte Hautveränderung tatsächlich behandelt werden muss. AppDoc liefert diese erste Einschätzung.

Allerdings ersetzt der Befund per Smartphone nicht den Arztbesuch

Eine Erstmeinung über eine Teledermatologie-Anwendung sollte als ein möglicher Schritt vor einem Arztbesuch gesehen werden. „Bei Fällen, die digital nicht eindeutig zu beurteilen sind, werden die Hautfachärzte die App-Nutzer auch weiterhin in die Praxis einladen“, sagt Dr. Titus Brinker von der Universitäts-Hautklinik Heidelberg und Leiter der App-Entwicklung am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg.

Installation der App:
iPhones: https://itunes.apple.com/de/app/online-hautarzt-appdoc/id1438853563?mt=8
Android-Smartphones: https://play.google.com/store/apps/details?id=net.online_hautarzt.app

Für die Nutzer ist der Service anonym, jedoch nicht kostenlos

Um sich eine Erstmeinung einzuholen, müssen drei Fotos der betroffenen Hautstelle aufgenommen und Fragen zu möglichen Symptomen beantwortet werden. Die Bilder und Informationen werden anschließend über eine verschlüsselte Verbindung an einen Hautfacharzt aus Baden-Württemberg übermittelt. AppDoc verspricht dem Patienten innerhalb von 48 Stunden eine Ersteinschätzung. Rückfragen der Online-Ärzte und die Antworten werden nur für Arzt und Patient zugänglich gespeichert.

„Oft kommen Patienten mit einem verdächtigen Hautfleck zu spät zum Facharzt“, berichtet Titus Brinker. „Beruflicher Stress, lange Anfahrtswege oder Immobilität – das alles verzögert die zeitsensitiven Diagnosen insbesondere für Hautkrebs. Die Nutzung von AppDoc dauert keine fünf Minuten und hat dadurch eine viel niedrigere Hemmschwelle, als einen Arzttermin zu vereinbaren.“

Für die teilnehmenden Hautfachärzte aus Baden-Württemberg ist der digitale Service nach der Gebührenordnung für Ärzte abrechenbar. Der Patient bezahlt eine Service-Gebühr in Höhe von 35 Euro (2023: 25 Euro). „Diese Pauschale müssen die Patienten derzeit noch selbst tragen, jedoch zeigen sich auch die Krankenkassen interessiert an dem neuen teledermatologischen Angebot“, berichtet Brinker.

Quelle: Pressemitteilung Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg

Kommentar von Prof. Eckhard Breitbart:

„Die Digitalisierung ist auch in der Medizin auf dem Vormarsch. Und das ist auch so gewollt. So zielt das E-Health-Gesetz (Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen sowie zur Änderung weiterer Gesetze) von 2015 darauf ab, die Chancen der Digitalisierung für die Gesundheitsversorgung zu nutzen, wobei eine sichere Teleinfrastruktur gewährleistet werden muss.

Diesen Sommer wurde dann das „Fernbehandlungsverbot“ gelockert, sodass im Einzelfall eine Beratung oder Behandlung unter Beachtung der ärztlichen Sorgfaltspflicht auch per Telefon, Videoschaltung oder Chat ermöglicht wird. Dies kann mehr Flexibilität und Autonomie für Patient*innen bedeuten, wie die Smartphone-Anwendung „AppDoc“ zeigt. Durch das Senden von Fotos fraglicher Hautstellen und gezielter Informationen dazu an einen Hautarzt besteht die Möglichkeit, sich von diesem eine erste fachliche Einschätzung zurück aufs Handy schicken zu lassen.

Die genauen Folgen – die Vorteile und Risiken – bleiben noch abzuwarten. Gerade die Haut, das größte Organ des Menschen, erzählt uns Dermatologen vieles über die Gesundheit seines Träger oder seiner Trägerin. Am besten natürlich, wenn man sie direkt und im Ganzen sieht – auffällige Hautveränderungen dreidimensional wahrnehmen und individuelle anamnestische Fragen dazu stellen kann. Die Devise lautet: Wenn Ihnen etwas an Ihrer Haut seltsam erscheint, scheuen Sie nicht, einen Experten aufzusuchen. Fotos und Informationen dazu können einen ersten Eindruck vermitteln. Dieser ist aber immer nur zweidimensional und ersetzt im Zweifel nicht die Notwendigkeit eines Arztbesuches. Dieser ist notwendig für klinische Beurteilung und trägt zudem zu einem besseren Vertrauensverhältnis bei. Zudem könnte die Pauschale der App von derzeit 35 Euro ein Problem bezüglich der Chancengleichheit darstellen.“

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