News-Ticker

So war der Hautkrebskongress in Hannover

Das HKND war mit einem Infostand vertreten

Kongresszentrum Hannover

Das Kongresszentrum Hannover von seiner schönsten Seite. Foto: A. Wispler

Der diesjährige Deutsche Hautkrebs-Kongress der ADO fand im September in Hannover statt und war endlich einmal wieder ein richtiges Präsenztreffen. Ein breites Spektrum von Interessierten, von uns Patientenvertretern über ärztliche, forschende und pflegerische Berufsgruppen nahm daran teil und tauschte sich aus.

Wichtige Keynote Lectures zur Grundlagenforschung, spannende Fachvorträge und interaktive Workshops z.B. zur Arzt-Patientenkommunikation boten vom 15. bis 17.9.2022 ein breites Spektrum rund um das Thema Hautkrebs. Insgesamt rund 200 Vorträge wurden von etwa 900 Kongressbesuchern verfolgt.

Am Samstag wurde der Kongress mit einem kombinierten Präsenz- und Onlineforum für Hautkrebspatienten und Interessierte abgeschlossen. Aktuelle Informationen zu Vorbeugung, Hautkrebsfrüherkennung, neuesten Behandlungsmöglichkeiten und Nachsorge vermittelten Prof. Imke Grimmelmann, Hannover, Dr. Mareike Alter, Minden, Prof. Diana Steinmann, Hannover. Zwei Patientenvertreterinnen, Jessica Weiner von der Hannoverschen Selbsthilfegruppe von Melanominfo Deutschland und Claudia Nink von der Mindener Selbsthilfegruppe vom HKND, gaben einen Einblick in ihr persönliches Erleben direkt nach der Diagnose und später mit der Erkrankung und es diese für ihr Leben bedeutete.

Dieses Online-Forum für interessierte Laien kann man unter folgendem Link noch einmal anschauen:
https://www.ado-kongress.de/forum-hautkrebs

Zwei Frauen sitzen hinter einem Infotisch mit vielen Broschüren und drei Aufstellern im Hintergrund

Infostand des HKND auf dem Hautkrebskongress 2022 in Hannover

Langzeitüberleben, auf neudeutsch ‘Survivorship’ als wichtiges Thema

Weil die Therapien insgesamt früher ansetzen und immer effektiver werden, überleben auch mehr Krebspatienten in Deutschland als früher. Insgesamt sagt das Robert-Koch-Institut, dass 65% der betroffenen Frauen und 59% der betroffenen Männer 5 Jahre nach einer Krebsdiagnose noch leben (In den 1970ern waren es 31% bzw. 19%). Mittlerweile fängt die Medizin an sich stärker dafür zu interessieren, wie es diesen Überlebenden eigentlich geht und womit sie zu kämpfen haben. Bei früh erkannten kleinen Tumoren kann das Leben eigentlich so weitergehen wie zuvor. Doch eine nicht geringe Zahl der Menschen, die eine Krebstherapie hinter sich haben, muss mit den medizinischen, psychischen und manchmal auch sozialen und finanziellen Folgen der Erkrankung auseinandersetzen. Hier gibt es noch viel zu tun.

Wichtige Vorträge zum Melanom

Paolo Ascierto aus Neapel, weltweit meistzitierter Melanomforscher, beleuchtete die klinische Zukunft der Melanomtherapie. Zahlreiche Kombinationstherapien des Melanoms wurden in den letzten Jahren getestet, hatten aber nicht die erwartete Steigerung an Effektivität. Die Entwicklung geht allerdings weiter mit weiteren Kombinationsstudien, zum Beispiel aus verschiedenen Immuntherapeutika gegen mehrere Checkpoints oder aus Kombinationen von zielgerichteter Therapie und Immuntherapie. Unser Hinweis: Wer sich für die Teilnahme an Klinischen Studien interessiert, sollte entsprechende Webseiten dazu studieren (Mehr unter Klinische Studien).

Ein dermato-onkologisches Update umfasste neue Therapiemöglichkeiten für Patienten mit metastasiertem Hautkrebs, zum Beispiel mit der neu entwickelten Substanzkombination Nivolumab + Relatlimab, die sich aktuell in der Zulassung befindet.

Kaplan-Meier-Kurve

Die Kaplan-Meier-Kurve zeigt einen Vergleich des Langzeitüberlebens von fortgeschrittenen Melanompatienten in verschiedenen internationalen klinischen Studien.

Prof. Dr. Christoffer Gebhardt (Hamburg) erklärt im Video mehr zu Neuigkeiten beim Melanom und auch zur Therapie des Aderhaut-Melanoms und zur sog. TIL-Therapie (TIL = Tumor-Infiltrierende Lymphozyten), die evtl. für Patienten in Frage kommt, die nicht auf Immuntherapie ansprechen: https://www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/kongresse/ado/neue-zulassungen-und-updates-zum-melanom-ado-2022.html

Steigende Erkrankungsrate in der Coronazeit

Trotz aller medizinischen Fortschritte ist Hautkrebs immer noch die häufigste Krebserkrankung. Bedingt durch Corona kamen die Patienten seit dem Lockdown erkennbar verspätet zur Untersuchung, zum Beispiel mit einem Melanom: „Wir sehen so dicke Tumoren, wie wir sie in den letzten Jahren nicht gesehen haben!“, so Dr. Peter Mohr von der Hautklinik in Buxtehude.

Bis 2030 wird eine weitere Verdoppelung der Hautkrebspatienten erwartet – späte Folgen UV-bedingter Hautschäden durch frühere intensive Sonnenexposition, vor allem in Kindheit und Jugend. Es wird befürchtet, dass sich dieser Prozess noch beschleunigt, weil auch das Hautkrebs-Screening zur Früherkennung von Hauttumoren, auf das alle gesetzlich Versicherten ab 35 Jahren einen Anspruch haben, während der Coronazeit weitaus weniger in Anspruch genommen wurde.

Mehrere Vorträge zu Kutanen Lymphomen

Es gab erstaunlich viele Vorträge zu einer sehr seltenen Erkrankung, dem Kutanen Lymphom, und sogar eine Keynote Lecture dazu. Für den verhinderten Maarten Vermeer aus Leiden gab sein dänischer Kollege Niels Ødum, Kopenhagen, den aktuellen Stand bei den kutanen Lymphomen wider. Er diskutierte die Rolle von Prozessen, die sich im Milieu der Haut gegenseitig beeinflussen, wie bei der Vermehrung von Tumor- und Abwehrzellen und bei Infektionen. Besonders interessant sind dabei Staphylokokken-Enterotoxine, körpereigene Gifte, die sich auch gegen den Tumor richten können.

awi

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