News-Ticker

Operation gelungen: Bericht vom 8. Deutschen Hautkrebs-Patiententag in Mainz

Wir bedanken uns bei allen, die mit ihren hervorragenden Vorträgen, mit ihrer aktiven Teilnahme und ihrer tatkräftigen ehrenamtlichen Mithilfe zu einem sehr erfolgreichen 8. Hautkrebs-Patiententag in Mainz beigetragen haben. Wir blicken zurück auf einen Tag voller aktueller Informationen für Hautkrebs-Betroffene und spannender Diskussionen über die Versorgungssituation im Bereich Hautkrebs.

Sechs Frauen und Männer sitzen in einer Talkrunde in einem Hörsaal.

V.l.n.r.: Anne Wispler und Prof. Eckhard Breitbart (HKND); Dorothee Remenyi (Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz), Prof. Stephan Grabbe (Hautklinik Mainz), Solveig Schnaudt und Claudia Nink (HKND).

Unser Gastgeber im Hörsaal der Mainzer Universitäts-Hautklinik, Prof. Stephan Grabbe, betonte aber auch besonders die Bedeutung von aktiven Selbsthilfegruppen in unserem Gesundheitswesen. Rund sechzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Saarland bis Berlin scheuten den teilweise weiten Weg nicht, um sich in Mainz zu informieren und auszutauschen.

Noch einmal herzlichen Dank auch an das Veranstaltungsteam vor Ort und alle, die zu einer runden Veranstaltung beigetragen haben.

Impfen gegen Krebs: Alte und neue Konzepte

Die mRNA-Impfung beim Melanom im Stadium III wird in der Keynote-942-Studie getestet und zeigt einen Vorteil beim Rückfallfreien Überleben (Relapse-free survival – RFS).

Nach der Begrüßung durch den ADO-Vorsitzenden Prof. Ralf Gutzmer und den Vorsitzenden des HKND, Prof. Eckhard Breitbart, referierte Prof. Stephan Grabbe zu dem sehr spannenden Thema „Impfen gegen Krebs“. Unser Immunsystem ist ständig damit beschäftigt, Krebszellen zu bekämpfen. Gerade an der Haut, wo die UV-Strahlung ständig Zellschäden erzeugt, sind unsere Krebsabwehrzellen permanent aktiv, um Schäden zu reparieren.

Das Ziel besteht darin, das Immunsystem in die Lage zu versetzen, den Tumor zu erkennen und zum Beispiel mit Antikörpern, die gegen die Krebszellen gerichtet sind, zu bekämpfen. Die Impfung soll dem Immunsystem wieder beibringen, dass die Tumorzellen fremd sind und bekämpft werden müssen. Dazu muss bei jedem individuellen Patienten aus dem eigenen Tumor der zu impfende Antikörper gewonnen, vermehrt und dann geimpft werden. Derzeit laufen dazu Studien für Melanompatienten.

Zu wenig sichere Daten zu Sonnencreme

Natürlich durfte auch das Thema Hautkrebsprävention nicht fehlen. Die Besucher*innen erfuhren im Vortrag von Prof. Eckhart Breitbart auch hier noch wichtige Neuigkeiten. Im Zuge des Klimawandels wird die Belastung durch UV-Strahlung immer weiter zunehmen, aufgrund der Anomalie der Sonnenscheindauer.

Schon jetzt steigen die Zahlen der Hautkrebsfälle, mittlerweile erwartet mal 330.000 Fälle jährlich. Zum Schutz davor sollte man wissen, dass bisher nur unzureichende Forschungsergebnisse zur Wirkung von Sonnencreme vorliegen. Daraus ist zum jetzigen Zeitpunkt abzuleiten, dass Sonnencreme vor Sonnenbrand, aber nicht sicher vor Hautkrebs schützt. Sie ist nur als Ergänzung zu textilem Sonnenschutz und weiteren Schutzmaßnahmen wie Kopfbedeckung, Sonnenbrille und Meiden der Mittagssonne zu sehen.

Ganz selten: Kutane Lymphome

Prof. Edgar Dippel informierte die Teilnehmer*innen des Patiententages über eine seltene Erkrankung: das kutane T-Zell-Lymphom (CTCL. Dabei handelt es sich um eine chronische Krebserkrankung mit meist guter Prognose (85%), die selbst bei den behandelnden Ärzten z.T. noch unbekannt sind.

Oft bleibt es bei einer langjährigen chronischen Variante, wo es darum geht, die individuelle Lebensqualität zu verbessern. Er gab dabei einen Einblick in die wissenschaftliche Suche nach den komplizierten Ursachen dieser Erkrankung, die in Zukunft potentielle Therapiemöglichkeiten eröffnen. Auch der Vitamin-D-Spiegel könnte eine Rolle spielen. Beim B-Zell-Lymphom wird übrigens auch ein Zusammenhang mit Borrelieninfektionen durch Zeckenbisse diskutiert.

 

Achtung Wechselwirkung: Wenn andere Medikamente die Immuntherapie beeinflussen

Auch der engagierte Vortrag von Dr. Henner Stege – der zusammen mit Frau Dr. Lang das Hauttumorzentrum zum der Mainzer Uniklinik leitet – zum Thema „Mögliche Wechselwirkungen während der Immuntherapie bei Einnahme anderer Medikamente“ fand großes Interesse. Er erläuterte, dass mittlerweile ein Plateau der Therapieerfolge erreicht sei. Studien mit neuen Wirkstoffkombinationen bringen derzeit überwiegend keine wirklichen Durchbrüche. Also schaut man auch danach, welche Faktoren die Wirksamkeit der Immuntherapie beeinflussen könnten, wie etwa die parallele Einnahme zusätzlicher verordneter Medikamente.

Dazu wurde in einer retrospektiven Studie mit 650 Patient*innen geschaut, was den Erfolg verbessern oder verschlechtern kann. Statine und Betablocker erhöhen z.B. die Wirksamkeit der Immuntherapie, die Einnahme von Antibiotika vor der Immuntherapie senkt jedoch deren Wirksamkeit.

Welche zusätzlichen Hilfen es für Krebspatienten gibt

Die Leiterin des Beratungszentrums Mainz der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz, Dorothee Remenyi, informierte über sozialrechtliche Themen. Sie klärte über das Beratungsangebot des Zentrums in Mainz auf. Betroffene bekommen dort neben sozialrechtlichen Informationen auch Informationen zu Bewegung und Ernährung sowie erhalten Unterstützung in begleitenden Gesprächen.

 

Heller Hautkrebs: Viele Therapieoptionen

Nach einem stärkenden Imbiss in der Mittagspause informierte Frau Dr. Berenice Lang über neue Entwicklungen in der Therapie verschiedener Formen des hellen Hautkrebses, dem häufigsten Krebs überhaupt, was jedoch mitunter in den Krebszahlen-Überblicken unterschlagen wird. Die gute Nachricht: Wird er früh erkannt und behandelt, so hat man eine exzellente Überlebenswahrscheinlichkeit. Eine besondere Herausforderung ist die Therapie bei Hochbetagten, denn es ist abzuwägen, welche Eingriffe im hohen Alter vertragen werden und sinnvoll sind.

Zahlen für Rheinland-Pfalz: Der Helle Hautkrebs tritt noch weit häufiger auf als Prostata- oder Brustkrebs. Er wird oft in den Statistiken weggelassen, auch weil die überwältigende Zahl der Fälle gut heilbar ist.

Dürfen wir vorstellen: Die Selbsthilfe Hautkrebs Saarbrücken und die Selbsthilfegruppe Nebenwirkung Nebennieren-Insuffizienz

Dirk Jacob stellte die Selbsthilfegruppe Hautkrebs Saarbrücken vor, bevor Solveig Schnaudt im letzten Vortrag zu den Chancen und Risiken der Immuntherapie berichtete. Sie hat als selbst Betroffene die Online-Gruppe Nebenwirkung Nebennierenrinden-Insuffizienz gegründet.

Solveig Schnaudt leitet im HKND die Selbsthilfegruppe Nebennieren-Imsuffizienz (NNI)

In der von Anne Wispler von der Selbsthilfe Hautkrebs Berlin souverän moderierten Diskussionsrunde tauschten sich Patient*innen, Mediziner*innen und die Leiterin des Mainzer Beratungszentrums darüber aus, wie Patient*innen an gute Informationen kommen können. Die Besucher*innen nutzten rege die Gelegenheit, den Expert*innen Fragen, die ihnen am Herzen lagen, zu stellen, bevor alle die Reise nach Hause antreten konnten.
Ein rundum gelungener Patiententag!

Die meisten Vorträge können Sie im Youtube-Kanal des Hautkrebs-Netzwerks verfolgen, hier geht es zu unserer Playlist: Die Videos des 8. Deutschen Hautkrebs-Patiententages.

Claudia Nink

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