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Gedanken zum Weltkrebstag 2016

Weltkrebstag

Seit zehn Jahren gibt es den Weltkrebstag (4. Februar), um weltweit mehr Bewusstsein für Vorbeugung und Behandlung von Krebs zu schaffen. Der von der Welt­krebs­organisation „Union internationale contre le cancer“ (UICC) ins Leben gerufene Aktionstag steht dieses Jahr unter dem passenden Motto „Wir können. Ich kann.“ Denn wir können und sollten als Betroffene aktiv werden – ob individuell oder in der Gemeinschaft.

Unsere Erfahrungen aus der Krebs-Selbsthilfe lehren, dass es vielen Betroffenen wichtig ist, selbst aktiv am Heilungsgeschehen mitzuwirken. Schon bei der Entscheidung zu einer Zweitmeinung bei Diagnostik und Therapie, bei der Suche nach dem geeigneten Behandlungszentrum können wir Weichen in Richtung bestmögliche Therapie stellen. Und auch bei der Entscheidung für einen gesunden, das Immunsystem unterstützenden Lebenswandel sind wir selbst gefragt.

Warum ist das Thema Krebs für die gesamte Gesellschaft wichtig? Auf der Webseite www.krebsdaten.de des Robert-Koch-Instituts findet man die knallharte Statistik, die besagt, dass heute rein rechnerisch jeder zweite Deutsche an Krebs erkrankt. Ganz wichtig ist aber auch, dass heute viele Krebserkrankungen schneller entdeckt und auch besser behandelt werden können, weshalb Krebs heute von vielen Menschen gut überstanden wird.

Auch wenn die Zahlen also kalt und unerbittlich vor uns liegen, die andere Seite der Medaille ist das Individuum und seine persönliche Geschichte von Gesundheit und Krankheit. In zahlreichen Bestsellern schildern Prominente, wie sie ihre eigene Krebserkrankung überwunden haben. Ganz wichtig sind die mutmachenden Erfahrungen, die Patienten in unseren Selbsthilfegruppen miteinander austauschen. Mit der aktiven Herangehensweise hat man zumindest das Gefühl, dem Krebs immer ein Stück voraus zu sein. Das gemeinsame Gespräch gibt Kraft und Orientierung. Häufig wählen Patienten eine Kombination aus qualitätsgeprüfter, sogenannter evidenzbasierter Krebsmedizin und einem nach persönlichen Bedürfnissen und Überzeugungen gewählten Gesundheitsprogramm, sei es Sport, gesunde Ernährung, das Aufgefangenwerden von Freunden und Familie, das Singen im Chor und nicht zuletzt der persönliche Glaube.

In der Tat hat sich seit meiner ersten Krebserfahrung 2003 in der Medizin unglaublich viel getan. Einen guten Überblick vor allem über neue medikamentöse Wege bietet ein aktueller Artikel auf FAZ Online. Es gibt mittlerweile sehr viele unterschiedliche Ansätze der Therapie, weil auch die Tumoren bei detaillierter Betrachtung bei jedem Menschen anders sind. Und so heißt es in dem Artikel: „Nicht jedes Medikament eignet sich deshalb für jeden Krebs – und leider gibt es auch nach wie vor Patienten, die auf keines dieser Verfahren ansprechen. Ein Hauptproblem bleibt die extreme Heterogenität und Flexibilität von Tumoren: So treten in einer Krebsz
elle meist gleich mehrere dutzend veränderte Merkmale auf – und das in unterschiedlichen Kombinationen, die sich im Verlauf der Erkrankung zudem ändern können.“
Dennoch: Die Erfolge beispielsweise beim Melanom sind sehr ermutigend. Viele Jahre mussten wir als Selbsthilfegruppenleiter mit ansehen,dass in fortgeschrittenem Stadium nur wenig Optionen blieben. Jetzt kommen wir kaum mit der Fortbildung hinterher, wenn es um neue Medikamente und Studien geht. Und wir erleben immer öfter, dass Patienten langfristig schwerste Verläufe überleben.

So wird Krebs hoffentlich immer mehr zu einer Krankheit, mit der man leben kann, ganz nach dem Motto des diesjährigen Weltkrebstages „Wir können. Ich kann.“

Anne Wispler, seit 2003 in der Krebs-Selbsthilfe aktiv, leitet die Berliner Selbsthilfe Hautkrebs

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